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Zukunftschancen für die Berufsbildung

Der Bildungsbericht 2023 bietet einen umfangreichen Fundus an Zahlen und Fakten zum Schweizer Bildungssystem. Die Statistiken und Trends helfen, bildungsstrategische Entscheidungen zu treffen – zum Beispiel zu Berufsmarketing und Tertiärabschlüssen.

Das Schuljahr geht in wenigen Wochen zu Ende. Damit beginnt für rund 92’000 Jugendliche am Ende ihrer obligatorischen Schulzeit ein neuer Lebensabschnitt. Auch in diesem Jahr dürften sich rund zwei Drittel von ihnen für eine berufliche Grundbildung entscheiden.

Der Bildungsbericht Schweiz 2023 hält einige positive Botschaften für Branchen bereit, die um genügend Nachwuchs kämpfen. Zum Ersten: Die demographische Entwicklung führt in den kommenden Jahren mehr junge Menschen in den Arbeitsmarkt, da die geburtsstarken Jahrgänge nach 2004 ans Ende ihrer Schulzeit kommen. Das Bundesamt für Statistik prognostiziert zwischen 2019 bis 2029 einen Anstieg der Lernendenzahlen um etwa 18% in den allgemeinbildenden Bildungsgängen (v.a. Gymnasien) und 14% in der beruflichen Grundbildung. Dieser Wert ist vor allem für die berufliche Grundbildung mit grossen Unsicherheiten behaftet, da die Zahl der Lernenden sowohl vom kurzfristigen Konjunkturverlauf als auch vom längerfristigen Strukturwandel beeinflusst wird. Je nach Szenario beträgt der Anstieg zwischen 3% und 25%.

So oder so: Für einige Jahre geht der Trend nach oben. Dieses Zeitfenster gilt es für die Tech-Branche zu nutzen, um mehr junge Männer und Frauen für ihre zukunftsfähigen und vielseitigen Berufe zu gewinnen, bevor der demographische Trend sich wieder wendet.

A propos Frauen: Der Bildungsbericht macht auch zu diesem Stichwort Aussagen, die zuversichtlich stimmen. Auch wenn die Berufswahl nach wie vor stark von Geschlechterstereotypen geprägt wird, ist seit rund 10 Jahren ein positiver Trend erkennbar. Der sogenannte Segregationsindex misst, wie geschlechterspezifisch die Berufswahl ausfällt. Nach langjährig konstantem Verlauf ist dieser Index seit 2010 signifikant gefallen. Mit anderen Worten: Immer häufiger entscheiden sich die Schulabgängerinnen für «untypische» Berufe.

Dies soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass in der Schweiz noch immer nur wenige junge Frauen eine technische Laufbahn einschlagen. Doch setzt der beobachtete Trend sich fort, dann steigen in den kommenden Jahren die Chancen, nicht nur mehr Lernende generell, sondern zugleich auch mehr junge Frauen für eine Laufbahn in der Welt der Technik zu gewinnen. Angesichts der aktuellen Lage auf dem Arbeitsmarkt zahlen sich Investitionen ins Berufs- und Lehrstellenmarketing in naher Zukunft somit doppelt aus.

Doch wie steht es generell um den Stellenwert der beruflichen Grundbildung? Der Bildungsbericht zeigt: Die Tertiärquote hat sich bei den 25- bis 34-Jährigen seit der Jahrtausendwende verdoppelt. Heute besitzt jede zweite Person in dieser Altersgruppe einen Abschluss auf Tertiärstufe. Die Berufsbildung leistet dazu einen starken Beitrag: Nur 40% der Tertiär-Abschlüsse entfallen auf die universitären Hochschulen, der Rest stammt von Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen, Höheren Fachschulen sowie eidgenössischen Berufs- oder Höheren Fachprüfungen. Die Berufliche Grundbildung, mit oder ohne Berufsmatura, ist und bleibt in der Schweiz einer der wichtigsten Wege zum Tertiärabschluss.

Dies zeigt sich auch im internationalen Kontext. Die Schweiz zeichnet sich im Vergleich der OECD-Länder durch eine überdurchschnittlich hohe Tertiärquote, verbunden mit einer verhältnismässig tiefen Maturitätsquote, aus. Die Tertiarisierung ist also – mindestens in der Schweiz – keineswegs gleichzusetzen mit einer Akademisierung.

Dass die Tertiarisierung mehr ist als nur ein gesellschaftlicher Trend, lässt sich an der Entwicklung der Bildungsrendite ablesen. Die Bildungsrendite misst den Einkommensvorteil, der sich durch eine Bildungsinvestition erzielen lässt und liefert damit Hinweise auf das Verhältnis von Angebot und Nachfrage. In den letzten 30 Jahren ist dieser relative Einkommensvorteil konstant geblieben, obwohl sich der Anteil der Personen mit einem tertiären Abschluss verdoppelt hat. Dass die Tertiärabschlüsse nicht an Wert verloren haben, ist ein starkes Indiz dafür, dass dem steigenden Angebot hochqualifizierter Fachkräfte eine ebensolche Nachfrage im Arbeitsmarkt gegenübersteht. Investitionen in die Bildung zahlen sich also aus – für Arbeitgeber und ihre Mitarbeitenden gleichermassen.

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Letzte Aktualisierung: 08.06.2023